Füssen, St. Mang
Das ehemalige Benediktinerkloster St. Mang in Füssen/Allgäu wurde in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts als Eigenkloster der Bischöfe von Augsburg errichtet. Der Gründungsvorgang reicht jedoch zurück auf das Wirken des Einsiedlers Magnus, der hier eine Zelle und ein Oratorium erbaut hatte und dort an einem 6. September verstarb. Das Todesjahr selbst ist nicht überliefert. Die von Wundern begleitete Erhebung des unversehrt gebliebenen Leibes von Magnus, was seine Heiligkeit bewies, bildete die spirituelle Grundlage des Klosters.
Die gegenreformatorische Energie fand ihren bleibenden Ausdruck im Bau eines mächtigen Barockklosters, das zwischen 1696 und 1726 errichtet wurde. So prägt der Klosterkomplex St. Mang, zusammen mit dem Hohen Schloss, heute wesentlich das Stadtbild Füssens.
Dem Architekten Johann Jakob Herkomer (1652–1717) gelang es, aus der unregelmäßig gewachsenen mittelalterlichen Klosteranlage einen repräsentativen, symmetrisch angeordneten Baukomplex zu entwerfen. Die Umgestaltung der mittelalterlichen Basilika in eine nach venezianischen Vorbildern gestaltete Barockkirche sollte zum architektonischen Symbol der Verehrung des hl. Magnus werden. Das Kirchengebäude stellt ein monumentales Reliquiar des Heiligen dar. Erstmals im süddeutschen Barockbau gibt hier in St. Mang die Lebensbeschreibung des Lokalheiligen das Bildprogramm für den Freskenzyklus der gesamten Kirche vor.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wandte sich aber der Konvent verstärkt gesellschaftlichen Aufgaben zu: der Seelsorge, der Wissenschaft, Musik und dem Bildungswesen. Obgleich die Abtei nie die angestrebte Reichsunmittelbarkeit erlangen konnte, prägte sie als Herrschafts- und Wirtschaftszentrum, als kultureller Kristallisationspunkt und als Mittelpunkt des Glaubenslebens maßgeblich Füssen und die gesamte Region.
1819 wurde der im Jahre 2000 seliggesprochene Franz Xaver Seelos in der Klosterkirche getauft.
Die Orgel wurde 1753 von dem Orgelbauer Andreas Jäger erbaut. 1877 wurde das Instrument von dem Orgelbauer Balthasar Pröbstl fast vollständig umgebaut. In den Jahren 1958 und 1978 wurde die Orgel durch die Firma Zeilhuber Orgelbau umgebaut und restauriert. Das Instrument hat 37 Register (Kegelladen) auf drei Manualwerken und Pedal.
Annakapelle: Die ursprüngliche Kapelle wurde im 9. Jahrhundert als erste Klosterkirche der Abtei St. Mang errichtet und diente später vor allem den Rittern Freyberg-Eisenberg als Grablege. Heute ist sie ein Teil des Stadtmuseums im Klostergebäude und kann besichtigt werden.
1602 schuf Jakob Hiebeler im Auftrag des Abtes Matthias Schober für die St. Anna-Kapelle den berühmten monumentalen Füssener Totentanz, der zu den wichtigsten Darstellungen dieser Art im deutschen Sprachraum gehört. Unter dem Motto „Sagt Ja, Sagt Nein, Getanzt Muess Sein“ folgen auf zwanzig Einzelbildern (auf zehn Holztafeln) verschiedene gesellschaftliche Rollenmodelle der frühneuzeitlichen Gesellschaft, angeführt von Papst und Kaiser dem Tod. Berühmt ist die Darstellung der Hexe als einer von vier weiblichen Figuren. Neben zahlreichen Epitaphen und Totenschilden aus dem 16. und 17. Jahrhundert ist die spätgotische Skulptur der „Anna selbdritt“ zu bewundern.
Als Wallfahrtsort lädt Füssen zum Glaubensboten im Allgäu, dem hl. Magnus von Füssen (Gedenktag am 6. September), und zu dem in Füssen geborenen seligen Franz Xaver Seelos (Gedenktag in der Stadt Füssen am 5. Oktober).
Füssen, St. Mang
Luitpoldstr. 20, 87629 Füssen
Telefon: 08362 6190, Fax: 08362 39232
E-Mail: st.mang.fuessen@bistum-augsburg.de
Fotos: © Dr. Peter C. Düren