Maria Aich
Hier finden Sie Fotos und Texte zur Maria Aich Kapelle in Peißenberg, die am östlichen Ortsausgang Richtung Weilheim liegt.
Fotos: Andreas Scherer
Texte: Stefan Hoiß und Andreas Scherer
Stefan Hoiß (im Hintergrund, Mitte) zeigte uns am 13.07.2016 in einer sehr interessanten Kirchenführung bemerkenswerte Details unserer Maria Aich Kirche. Hier z.B. die gemalte Stifterurkunde, auf der oben die heilige Dreifaltigkeit zu sehen ist, also Vater Sohn und Hl. Geist. Interessant: Gott Vater schickt als Strafe Hunger, Pest und Krieg, dargestellt als Pfeile, die er auf die Menschen schießt. Auch weltliche und geistliche Oberhäupter sind zu sehen, wobei Personen, die bei Erstellung des Bildes bereits verstorben waren, mit einem Kreuz über dem Kopf gekennzeichnet wurden.
1631 wurde der Bau der Maria Aich Kirche von der Familie Liebhard nach einem Gelübde veranlasst. Das geschah als Dank dafür, dass sie von der Beulenpest verschont wurde. Ca. 60 Tote forderte diese schreckliche Krankheit in Peißenberg, das damals nur aus ca. 40-50 Häusern bestand. Überhaupt war es eine harte Zeit: das Klima war rauher, man spricht von einer "kleinen Eiszeit", Ernteausfälle, Wölfe und vor allem der herannahende 30-jährige Krieg machte den Menschen Angst.
Der Chronist schreibt hier, es wurden 81 (Dach-)Firste angezündet. Zehn Männer und Burschen wurden als Geiseln nach Aitrang bei Marktoberdorf gebracht. Dort wurde Benedikt Stammele geköpft und ein Lösegeld von 117 Gulden gefordert, damit die anderen neun am Leben blieben. Das Geld wurde damals von den Dorfbewohnern gesammelt und so waren die anderen neun Peißenberger gerettet. Die Stammelestraße zeugt noch heute von dem damaligen Opfer.
Hier das Deckengemälde über dem Altar, im Zentrum steht Maria Himmelfahrt und Maria Krönung, die Kontinente (unten abgebildet) huldigen der Gottesmutter. Baumeister der Maria Aich Kirche war Josef Schmuzer, in dieser Funktion war er auch zuständig für Statik, Planung und Lichtführung. Ein Weilheimer Handwerker übernahm die Schreinerarbeiten (damals "Kistler"). Die Künstler der Figuren waren der Weilheimer Franz-Xaver Schmädl (Figuren am Hochaltar) und Anton Sturm aus Füssen (Figuren der Seitenaltäre). Die Freskenmalereien stammen von dem berühmten einheimischen Künstler Matthäus Günther.
Im vorderen Teil des Deckengemäldes findet man die sieben Laster als symbolische Gestalten: Ein Maskierter mit Eselsohren (Faulheit), eine Frau mit Pfauenfedern (Hoffart, Putzsucht), eine Amor-Gestalt (Unkeuschheit), ein Fackelträger mit Schlangenhaaren (Zwietracht), ein Mann der sich Wein in den Mund gießt (Maßlosigkeit), neben ihm einer mit Schlange und Dolch (Neid) und schließlich ein Mensch, der in ein Herz beißt (Ich-Sucht).
Die Ökumene war zur Entstehungszeit der Maria Aich Kirche noch nicht bekannt, wie man in diesem Teil des Deckengemäldes sieht: der Engel trifft mir einem Strahl einen Mann in evangelischer Amtstracht, evtl. ist damit Martin Luther gemeint, der Reformator, der damals als Ketzer bezeichnet wurde. Die Frau auf dem Gemälde gegenüber (Hoffart) wurde auch als „Luther-Kathl“ bezeichnet, eine Anspielung auf die Frau von Luther, eine ehemalige Nonne. Zeitweise nannte man die Maria-Aich-Kirche im Volksmund auch "Lutherkirche".