Albertus-Magnus-Preis
Der "Albertus-Magnus-Preis" der Diözese Augsburg wurde im Jahr 1984 von der Diözese Augsburg für herausragende Promotionsleistungen an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Augsburg gestiftet.
Mit dem namhaften Universalgelehrten des Mittelalters, dem in Lauingen geborenen heiligen Bischof und Kirchenlehrer Albertus Magnus, hat der damalige Bischof Dr. Dr. Josef Stimpfle bewusst einen Patron für den Preis gewählt, der noch heute als Maßstab für wissenschaftliches Arbeiten in kirchlichem Kontext gilt: Fundierte Fachkenntnis, differenzierte und präzise Analyse sowie die universale Weite seines Horizonts bei gleichzeitig kirchlicher Beheimatung kennzeichneten seine Arbeit.
Prämiiert werden können Promotionsleistungen, die das Prädikat "summa cum laude" erhielten, seit dem Jahr 2010 auch Habilitationsleistungen. Das Preisgeld beträgt 2.500 Euro und kann auch auf zwei Preisträger aufgeteilt werden.
Der Ehrenausschuss, der über die Preisverleihung entscheidet, besteht aus dem Generalvikar des Bischofs von Augsburg, dem Hochschulreferenten des Bistums Augsburg, einem (weiteren) Mitglied des Domkapitels des Bistums Augsburg, dem Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Augsburg und einem vom Professorium dieser Fakultät benannten Lehrstuhlinhaber.
(vgl. Amtsblatt für die Diözese Augsburg 1993, S. 241-243; 2003, S. 158-160; 2009, S. 405)
JAHR | PREISTRÄGER/IN | PREISGEKRÖNTE ARBEIT |
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Stiftung des Preises 1984 | |||||||||||||
1985 | geb. 1952 | Die Herrschaft des Gekreuzigten. | |||||||||||
Die Dissertation befasst sich mit dem exegetischen Leitmotiv des evangelischen Theologen Ernst Käsemann (1906-1998), und zwar sowohl mit dem Problem der Dialektik von Geist und Buchstabe im Kanon der Schrift, als auch mit der theologischen Relevanz des historischen Jesus. | |||||||||||||
Bischof Dr. Jozef Marianus Punt geb. 1946 | Die Idee der Menschenrechte. | ||||||||||||
Die Arbeit zeichnet die Entwicklung der Idee der Menschenrechte historisch nach, um dann zu untersuchen, warum der Gedanke einer universalen Menschenwürde sich im Mittelalter noch nicht in der Forderung universaler Menschenrechte ausgedrückt hat, obwohl er in der christlichen Schöpfungs- und Erlösungsordnung enthalten ist. Schließlich wird die Rezeption der Menschenrechtsidee durch die kirchliche Sozialverkündigung im 20. Jhdt. beschrieben. | |||||||||||||
1987 | o. Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Rees geb. 1955 | Der Religionsunterricht und die katechetische Unterweisung in der kirchlichen und staatlichen Rechtsordnung, | |||||||||||
Eine Behandlung der theologischen, religionspädagogischen, kirchenrechtlichen, kirchenvertraglichen sowie verfassungs- und staatsrechtlichen Probleme und Fragestellungen des Religionsunterrichtes. | |||||||||||||
1989 | Univ.-Prof. i.R. Dr. Elisabeth Reil geb. 1946 | Aurelius Augustinus. De catechizandis rudibus. | |||||||||||
Ein Versuch, die Katechese Augustins in neuere didaktische Begriffskategorien zu übersetzen, der gezeigt hat, dass sie auch für die heutige und zukünftige Religionsdidaktik von programmatischer Bedeutung ist. | |||||||||||||
Weihbischof Dr. rer. pol. Dr. theol. Anton Losinger geb. 1957 | „Iusta autonomia“. | ||||||||||||
Der Verfasser setzt sich mit der vom Konzil betonten Eigengesetzlichkeit der irdischen Wirklichkeiten auseinander. Der erste Teil der Arbeit befasst sich mit den geistesgeschichtlichen Momenten der Entstehung des neuzeitlichen Autonomiebegriffs und der Problematik seiner Rezeption in der Theologie. Im zweiten Teil geht es um die „relative Autonomie der irdischen Wirklichkeiten“ als theologischem Strukturprinzip der Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“. | |||||||||||||
1990/91 | apl. Univ.-Prof. Dr. Jürgen Werlitz geb. 1961 | Studien zur literarkritischen Methode. | |||||||||||
In seiner Dissertation hat sich Jürgen Werlitz mit einem der zentralen Probleme der Exegese von Jesaja 1-39 beschäftigt, dem bemerkenswerten Ineinander von Gericht und Heil in einigen Texten des Protojesaja, für das es bis heute keine konsensfähigen Lösungen gibt. Werlitz nahm dieses Problem zum Anlass für eine methodologische Untersuchung zur alttestamentlichen Literarkritik. Der Beitrag zur Methodendiskussion versuchte in Auseinandersetzung mit den in der Exegese praktizierten gängigen Grundtypen der Literarkritik Aufgabe und Verfahren dieses Methodenschrittes bzw. dieser Frageperspektive der historisch-kritischen Exegese zu erheben und veranschaulichte die Problematik literarkritischer Entscheidungen an zwei Textbeispielen aus dem Jesajabuch, nämlich der Immanuelweissagung in Jes 7,1-17 und dem Ariellied in Jes 29,1-8, mithin Texten, die in ihrer Endgestalt von einer Ambivalenz von Gericht und Heil bestimmt sind, wofür nach den vorgelegten Studien nicht der historische Jesaja verantwortlich zeichnet, sondern jeweils ein komplexer Redaktionsprozess, der in beiden Fällen der schon nicht mehr authentischen Grundschicht den Heilsaspekt zuwachsen ließ. | |||||||||||||
1992 | apl. Univ.-Prof. Dr. Adalbert Keller geb. 1959 | Aurelius Augustinus und die Musik. | |||||||||||
Die Schrift Augustins „Über die Musik“ bezeichnet dessen geistigen Prozess von der Hochschätzung der traditionellen Bildung hin zum christlichen Glauben und versucht so, Antike und Christentum in Deckung zu bringen. | |||||||||||||
neues Statut 1993 | |||||||||||||
1993-1994 | keine Preisvergabe | ||||||||||||
1995 | geb. 1960 | Literatur als Spiegel christlichen Lebens. | |||||||||||
Die religionspädagogisch angelegte Arbeit stellt ein Kompendium der katholischen erzählenden Literatur für Kinder und Jugendliche im Zeitraum von 1750 bis 1850 dar. Gezeigt wird, wie es den zahlreichen süddeutschen Autoren – häufig Priestern auf dem Land – gelang, von der Tradition geprägte Vorgaben des Erzählerischen mit katechetischen, pädagogischen und literarischen Innovationen anzureichern und umzugestalten. | |||||||||||||
1996 | keine Preisvergabe | ||||||||||||
1997 | apl. Univ.-Prof. Dr. Gerda Riedl M.A. geb. 1961 | Modell Assisi. | |||||||||||
Die Verfasserin setzt sich mit den Fragen auseinander, ob es wirklich möglich ist, unbeschadet ‚illegitimer‘ Dimensionen nichtchristlicher Religionen (in Glaubens- und Sittenfragen) zusammen zu sein, um zu beten; ferner, ob man aus christlicher Perspektive davon überzeugt sein darf, dass der Heilige Geist als dritte trinitarische Person das nichtchristliche Gebet durchströme und ihm damit wirkmächtigen Eigenwert verleihe; schließlich, ob sich derartige Gebetstreffen mit der christlichen Tradition vereinbaren lassen. | |||||||||||||
1998-2002 | keine Preisvergabe | ||||||||||||
geändertes Statut 2003 | |||||||||||||
2003 | geb. 1965 | Mit-Mensch-Sein. | |||||||||||
Die Dissertation beschäftigt sich mit dem Problem des Verhältnisses des Menschen zum Anderen seiner selbst und stellt sich die Frage nach der Möglichkeit einer Vermittlung von traditionellen metaphysischen Positionen abendländischer Philosophie mit der Philosophie des Dialogs. Im Fokus steht hierbei das Werk des Regensburger Philosophen Ferdinand Ulrich (*1931). | |||||||||||||
2004 | keine Preisvergabe | ||||||||||||
2005 | geb. 1971 | Auf der Schwelle. | |||||||||||
Das Erhabene hat im 20. Jahrhundert eine erstaunliche Renaissance erlebt. Diese verdankt sich seiner Fähigkeit, im Bereich der Ästhetik das Undarstellbare zu thematisieren. Ein Motiv, das mit der Tradition der negativen Theologie einen festen Platz im theologischen Denken hat. Gibt es also eine Brücke zwischen Theologie und Ästhetik, zwischen Religion und Kunst? | |||||||||||||
PD (phil.) Dr. theol. Dipl.-Math. geb. 1963 | Unendlichkeit im Schnittpunkt von Mathematik und Theologie, | ||||||||||||
Der mathematische Teil des Buches stellt die Grundlagen der Unendlichkeitslehre sicher, indem hier eine klare Begriffsbestimmung des Unendlichen erfolgt und die Einsicht in die Widerspruchsfreiheit und die wesentlichen Eigenschaften des Unendlichen vermittelt werden. Im theologischen Teil stellt der Verfasser die drei großen Unendlichkeitsfragen, die im Brennpunkt des Interesses aller Metaphysik stehen: ob ein unendlicher Gott existiert, ob der Mensch vermöge einer unsterblichen Seele an der Unendlichkeit teilhaben kann und ob Unendlichkeiten im Kosmos auftreten können. | |||||||||||||
2006 | Dr. Hans Jörg Sellner geb. 1976 | Das Heil Gottes. | |||||||||||
Der Autor kommt in seinem Werk zu dem Schluss, dass sich Lukas in der Gesamtanlage seines Werkes – in Strukturen großen Maßstabs wie im Kleinen – nicht nur als begnadeter Erzähler, sondern auch als ein sich der Erzählform bedienender, planvoll agierender Heils-Theologe erweist. | |||||||||||||
2007-2011 | keine Preisvergabe | ||||||||||||
geändertes Statut 2009 | |||||||||||||
2012 | geb. 1982 | Konfliktfelder der Diaspora und die Löwengrube. | |||||||||||
Die hebräische Bibel und die in der Diaspora verfasste griechische Übersetzung des Alten Testaments (Septuaginta) haben je eigenständige Überlieferungen dieser Perikope in verschiedenen Kulturkreisen. Anhand einer vergleichenden narrativen Analyse zeigt die vorliegende Untersuchung das spezifische Profil beider Texte und ihre unterschiedliche literarhistorische Einordnung auf. Damit ergeben sich neue Perspektiven für das Verständnis des Übersetzungsprozesses. | |||||||||||||
2013 | Prof. Dr. Ursula Schumacher, geb. Lievenbrück geb. 1979 | Die Entwicklung des systematischen Gnadentraktats. | |||||||||||
Um das Thema „Gnade“ ist es stiller geworden in der neueren theologischen Diskussion: Zu problematisch, zu sperrig erscheint dieser Begriff oft. Die in der vorliegenden Studie unternommene detaillierte Nachzeichnung von Entwicklungslinien des neueren Gnadentraktats beleuchtet also nicht nur ein Wegstück dogmatischer Disziplingeschichte, sondern wirft zugleich ein Schlaglicht auf verschiedene „Wetterwinkel“ theologischer Erneuerungsbestrebungen des vergangenen Jahrhunderts und versucht schließlich auch, den Nachvollzug der Debatten zum Thema fruchtbar zu machen. | |||||||||||||
2014-2016 | keine Preisvergabe | ||||||||||||
2017 | geb. 1976 | Erfahrung von Offenbarung. | |||||||||||
Für das Verständnis der Erkenntnislehre Joseph Ratzingers ist dem Autor zufolge entscheidend, dass die Gotteserkenntnis aus einer von Gott ausgehenden Selbstmitteilung resultiert. Diese seine Offenbarung sei ein dialogisches Geschehen in der Glaubens- und Kommunikationsgemeinschaft Kirche, die einerseits geschichtlich konkret ist und doch zeitübergreifend vom Christusereignis durchformt ist. Damit bleibe jede subjektive Gotteserfahrung in ihrer Evidenzprüfung auf diese ekklesiale Gemeinschaft verwiesen. Von daher sei auch die Liturgie als Vollzug horizontaler und vertikaler Gemeinschaft (mit Gott und den Menschen) gleichsam ein Produkt dieses Offenbarungsgeschehens, das den mitfeiernden Menschen zu verwandeln vermöge, wenn er sich dem Christus-Geheimnis öffne und damit eine echte Gotteserfahrung mache. | |||||||||||||
geb. 1977 |
| "Wenn ich gesagt hätte: Ich will reden wie sie" (Ps 73,15). | |||||||||||
Die Ergebnisse der Arbeit gehen über die Frage hinaus, ob die Grenze zwischen Frevlern und Frommen zwischen Israel und seiner Umwelt oder innerhalb des Gottesvolkes verläuft. Vielmehr scheint die Grenze im Beter selbst zu verlaufen: angefochten und damit auch angefragt in seiner Gottes-Beziehung ringt er im Gebet um die rechte Erkenntnis. Und so bleibt schließlich festzustellen, dass das Herz den Ort der Gotteserkenntnis markiert, während der Frevler im Mund sein Unheil versammelt. | |||||||||||||